Wie GTA nur ohne Gewalt

Flirrende Hitze liegt über der Straße, gesäumt von sattem Grün, die Autos hupend dicht an dicht, dazwischen schlängeln sich Rikschas, Mopeds und Fahrräder: Wir fahren durch das indische Delhi – und um den Indien-Eindruck perfekt zu machen, schalten wir noch schnell den Sender „Hits of Bollywood“ ein.

Auf TikTok habe ich ein Video entdeckt, in dem eine Frau diese Website empfiehlt. Erst dachte ich, dass das ein Fake sei. 😉 Also begab ich mich auf die Suche und fand tatsächlich heraus, dass es sich hierbei und ein real existiernde Websit handelt.

53 Städte kann man inzwischen (Stand: Februar 2021) auf der Seite besuchen. Die Idee zu „Drive and Listen“ hatte der junge türkischstämmige Programmierer Erkam Seker, der gerade an der TU München seinen Master macht. Als er im letzten Jahr wegen der Reisebeschränkungen nicht in seine Heimatstadt Istanbul reisen konnte, vermisste er schmerzlich seine Touren durch die Stadt, sogar den Lärm und den Verkehr, berichtet er der Online-Ausgabe von Lonely Planet. Er sah sich auf dem Handy immer öfter Videos von Istanbul an und – um das Gefühl noch zu steigern – hörte er auch lokale Radiosender dazu.c

Was gedacht war, um Heimweh zu lindern, funktioniert aber eben auch genau so gut gegen das grassierende Fernweh: „Drive and Listen“ empfindet diese gewisse „Magie des Ankommens“ ziemlich gut nach: wie man in der Fremde ankommt, sich in ein Taxi setzt und die ersten Eindrücke beim neugierigen Blick aus dem Fenster aufsaugt.

Die subjektiv gefilmten Videos der weltweiten Autofahrten hat Erkam Seker aus dem Internet zusammengesucht. Man kann das Fahrtempo bestimmen, den Lärm der Straße an- oder abschalten und man kann eben auch, fürs besondere Lokalkolorit, das Autoradio andrehen. Eigentlich super simel, da es sich bei den Videoaufnahmen um reine Dashcam-Aufnahmen anderer User handelt.

Drive and Listen trifft offenbar einen Nerv bei den geplagten Lockdown-Seelen. Jetzt machen auch die „Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands/Europas/der Welt“ endlich Sinn! 😛 Und das Format findet hier vielleicht seine zeitgemäße Weiterentwicklung: Wenn das Fernweh drückt, oder im Fall von Seker das Heimweh, Radio an und ein bisschen durch Rio, Istanbul, Havana, Wuhan oder auch München und Budapest cruisen.

Quellen:

https://instagram.com/driveandlisten/
https://driveandlisten.herokuapp.com/

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